Presse zu "Hanns Kayser auf der Flucht", "Prinzip Katamaran und andere Identitäten", "Gesetz der Schwerkraft" und "Als die Welt rückwärts gehen lernte"

Artikel dieser Rubrik

  • Als die Welt rückwärts gehen lernte Stoff zum Weiterspinnen

    "Fantastisch ist die frech-fröhliche Bebilderung im Spagat zwischen Bilderbuch und Trickfilm: Auf der Leinwand sieht man erst Joshis, dann Miras Zimmer als liebevoll ausstaffierte Karton-Mini-Welt, andere Schauplätze wie Schule oder Bäckerei sind Fotos, über die Søhus ihre Illustrationen als Folien legt und dann animiert. Die Charaktere sind ausdrucksstark und haben viel Dynamik. Dazu macht Burkhard Finckh stimmungsvolle Live-Musik vom Bühnenrand.
    Auf einer bunten Bank vor der Leinwand sitzen Nic* Reitzenstein und Ilja Baumeier mit großen Textbüchern. Im Laufe der turbulenten fünfzig Minuten werden sie mit Verve, Witz und immer neuen Stimmen nicht nur Joshi und Mira spielen, sondern auch trällernde Socken, lispelnde Ranzen, beleidigte Töpfe, alberne Unterhosen, schlaue Kleider, stinkige Autos oder ein Eis am Stiel, das selbst bestimmen will, wer, wo und wann an ihm leckt… Denn all diese Dinge entwickeln in der Anderswelt ihr Eigenleben und damit auch Wille und Meinung, wie sich das für echte Anarchie gehört."

    Marion Klötzer Badische Zeitung am 18.07.2022

  • Das Gesetz der Schwerkraft Jetzt muss es klappen mit dem Normalsein

    Das Live-Hörspiel „Das Gesetz der Schwerkraft“ des Freiburger Theaterkollektivs Raumzeit im Kommunalen Kino

    „Freundschaft, Akzeptanz, Anderssein und Selbstfindung sind hier die brennenden Themen, in der folgenden Stunde wird mit Fred und Dom viel passieren. In eindringlichen Monologen und quicklebendigem Dialog-Pingpong nähern sie sich an, verlieren und finden sich wieder. Facettenreich erwecken Reitzenstein und Baumeier ihre sympathischen Figuren mit Stimme und Körper zum Leben,
    schlüpfen in ihre Köpfe und Herzen. Die an die Leinwand gebeamten Illustrationen in Blau und Senfgelb zeigen die Welt „draußen“: Hier ist das graue Alltagsland der Einsamkeit, aber auch das der Träume und Sehnsüchte. Ein eindrückliches Stück über sexuelle Vielfalt, das in der Intimität des Live-Hörspiels in Kino-Atmosphäre genial funktioniert.“

    Badische Zeitung vom 18.11.2021 von Marion Klötzer

  • Ein genderfluider Teufelskerl Das Theaterkollektiv Raumzeit und sein Toleranz-Plädoyer "Mit der Träne im Knopfloch".

    Johnny Butterfly heißt der Prinz, in den Reitzenstein hier in der Tradition englischer Crossdresserinnen des Viktorianischen Zeitalters schlüpft: Schillernd, weil voller Selbstironie, Radikalität, Verletzlichkeit.
    Blitzschnelle Verwandlungen und Gefühlsumschwünge – Nic* Reitzenstein kreiert hier einen charismatischen Bühnencharakter, der sich stark macht für Frauen in Hosen, für Freiheit und Authentizität. Beste Unterhaltung mit Herz und subversivem Witz.

    M. Klötzer am 13. Mai 2019 in der Badische Zeitung

  • Badische Zeitung: Innen drin war gar nichts rau "Hanns Kayser auf der Flucht" erzählt von einer lesbischen Liebe im 16. Jahrhundert.

    "Weil es so wahrscheinlich nicht gewesen ist im 16. Jahrhundert, fallen die beiden bald aus ihren Rollen, transportieren das Setting in die Gegenwart und sind schon mittendrin in wortgewaltigen Reflexionen und Transgender-Diskussionen. Immer wieder gibt es Brüche, werden Erzählebenen und Zeiten gewechselt – in Spannung gehalten wird das Ganze vom großartigen Schauspiel, wissen die beiden langjährigen Ensemblemitglieder des Theater Freiburgs doch intensiv zu erzählen. Ein spannender und sehr lebendiger Blick ins Identitätsdickicht, auf der Grundlage historischer Fragmente."

    Rezension von M. Klötzer veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der Badischen Zeitung am Samstag, 7. Juli 2018.

  • Badische Zeitung: Wider die Zuschreibungen Vielfalt als Lebensprinzip – Das Freiburger Theaterkollektiv-Raumzeit spielte "Prinzip Katamaran" im Peterhofkeller

    Man könnte durchaus meinen, dass "Prinzip Katamaran" über eine Selbstbespiegelung nicht hinauskommt. Das ist jedoch keineswegs so. Der phantasievolle, poetische Text, das körperbetonte Spiel und die fein abgestimmte Akustik vereinigen sich zu einem künstlerischen Ausdruck, der Vielfalt als Lebensprinzip feiert. Das Publikum zeigte sich davon sehr angetan.

    H. Ossenberg in der Badischen Zeitung, 22. November 2016

  • Kulturjoker: Elegie für ein König-Innen-Reich

    Das „Prinzip Katamaran und andere Identitäten“ vom Theaterkollektiv RaumZeit

    Wann ist der Mensch ein Mann? Eine Frau? Oder eben einfach: MenschIn? Wer möchte behaupten, es gäbe nur zwei Geschlechter? Wer möchte
    ernsthaft bestreiten, dass nicht jedermann oder -frau mit mehr oder weniger Anteilen des jeweils anderen Geschlechts ausgestattet ist? So wie selbst
    hunderte Jahre nach Kopernikus noch immer stoisch geäußert wird, die Sonne ginge auf und unter – dabei weiß doch jedes Kind, dass die Erde sich
    dreht.

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    Auch wenn das rein inhaltlich schwer vorstellbar ist: Das Stück „Prinzip Katamaran und andere Identitäten“ ist ein überaus kurzweiliges Plädoyer
    für die feinen Unterschiede. Dies ist neben dem so entlarvenden wie poetischen Text (Jenny Warnecke) und den Soundeffekten (Musik / Mitspieler:
    Burkhard Finckh) in erster Linie dem brillant-intensiven Spiel Nic Reitzensteins (auch Regie) geschuldet. Ihr ist das Stück auf den Leib
    geschrieben. Wie eine gläserne Seele führt sie dem Publikum vor Augen, welch Zwistigkeiten sich im Inneren der Spezies MenschIn abspielen.
    Eine herrliche Mimin, die die dürftige Szenerie zusammenhält wie ein Gerüst, in dem sie sich unablässig kindlich-jung gebärdet und tobt, zirpt oder
    klagt, bis sie am Ende ihr König-Innen-Reich heraufbeschworen hat.

    F. Zimmermann für den Kulturjoker Dezember 2016