Das „Prinzip Katamaran und andere Identitäten“ vom Theaterkollektiv RaumZeit

Wann ist der Mensch ein Mann? Eine Frau? Oder eben einfach: MenschIn? Wer möchte behaupten, es gäbe nur zwei Geschlechter? Wer möchte
ernsthaft bestreiten, dass nicht jedermann oder -frau mit mehr oder weniger Anteilen des jeweils anderen Geschlechts ausgestattet ist? So wie selbst
hunderte Jahre nach Kopernikus noch immer stoisch geäußert wird, die Sonne ginge auf und unter – dabei weiß doch jedes Kind, dass die Erde sich
dreht.

Auch wenn das rein inhaltlich schwer vorstellbar ist: Das Stück „Prinzip Katamaran und andere Identitäten“ ist ein überaus kurzweiliges Plädoyer
für die feinen Unterschiede. Dies ist neben dem so entlarvenden wie poetischen Text (Jenny Warnecke) und den Soundeffekten (Musik / Mitspieler:
Burkhard Finckh) in erster Linie dem brillant-intensiven Spiel Nic Reitzensteins (auch Regie) geschuldet. Ihr ist das Stück auf den Leib
geschrieben. Wie eine gläserne Seele führt sie dem Publikum vor Augen, welch Zwistigkeiten sich im Inneren der Spezies MenschIn abspielen.
Eine herrliche Mimin, die die dürftige Szenerie zusammenhält wie ein Gerüst, in dem sie sich unablässig kindlich-jung gebärdet und tobt, zirpt oder
klagt, bis sie am Ende ihr König-Innen-Reich heraufbeschworen hat.

F. Zimmermann für den Kulturjoker Dezember 2016